EU-Parlament stimmt für das Recht auf Reparatur
Recht auf Reparatur

EU-Parlament stimmt für das Recht auf Reparatur

In einer richtungsweisenden Abstimmung hat sich das EU-Parlament gestern für ein Verbraucherrecht auf Reparatur ausgesprochen. 395 Abgeordnete stimmten dafür, 94 dagegen und 207 enthielten sich.

“Mit dieser Abstimmung sendet das Europäische Parlament ein klares Signal: eine einheitliche Kennzeichnung der Lebensdauer eines Produkts und die Vermeidung frühzeitiger Obsoleszenz auf EU-Ebene sind der Weg nach vorne,” sagte Berichterstatter David Cormand, MdEP aus Frankreich.

Durch die Abstimmung ist die EU-Kommission nun aufgefordert, “die  Entwicklung und Vereinheitlichung der freiwilligen Kennzeichnung zu fördern […], dass diese Kennzeichnung insbesondere Angaben zur Haltbarkeit und Reparierbarkeit [enthalten sollte, und] […] dass sie den Verbrauchern zum Zeitpunkt des Kaufs sofort sichtbare, klare und leicht verständliche Informationen zur Verfügung stellen sollte”.

Ugo Vallauri, Mitbegründer des Restart Project und Gründungsmitglied der europäischen Kampagne für das Recht auf Reparatur, zeigte sich sehr erfreut. “Wir hoffen, dass damit der Grundstein für zeitnahe Maßnahmen gelegt ist und eine verpflichtende Kennzeichnung der Reparaturfähigkeit für alle elektrischen und elektronischen Produkte eingeführt wird, die innerhalb der EU verkauft werden. Das soll Konsumentinnen und Konsumenten helfen Produkte künftig mit Vertrauen in ihre Qualität und Haltbarkeit kaufen zu können.”

Der neue Reparierbarkeits-Index in Frankreich hilft Kundinnen und Kunden sich für Produkte zu entscheiden, die einfach zu reparieren sind. 

Im Januar führt Frankreich eine solche Kennzeichnung der Reparierbarkeit für Smartphones, Laptops und andere Produkte ein. Österreich hat die Steuern für Reparaturdienstleistungen gesenkt und subventioniert Reparaturen, die Kunden selbst durchführen.

Das EU-Votum ist der Ruf nach einem ganz ähnlichen Reparierbarkeits-Index – vergleichbar mit dem, den iFixit seit mehr als 15 Jahren vergibt. Laut einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage würden 77% der EU-Bürgerinnen und -Bürger defekte Geräte lieber reparieren als sie zu ersetzen. 79% sind der Meinung, dass Hersteller gesetzlich dazu verpflichtet sein sollten, die Reparatur elektronischer Geräte sowie den Austausch einzelner Komponenten zu ermöglichen und verbraucherfreundlich zu gestalten.

“Das ist ein enormer Gewinn für europäische Verbraucherinnen und Verbraucher”, so Matthias Huisken, Geschäftsführer von iFixit Europe. “Diese Abstimmung ebnet den Weg für eine reparaturfreundlichere Wirtschaftspolitik. Maßnahmen wie ein Reparierbarkeits-Index oder mehr Transparenz im Hinblick auf Produktlanglebigkeit sind für Europa jetzt greifbar wie nie zuvor.”

“Diese Abstimmung zeigt, dass Maßnahmen für das Recht auf Reparatur nicht nur in Umfragen gefordert, sondern auch durch das Europaparlament unterstützt werden. Die Europäische Kommission muss diesen Impuls nun annehmen und 2021 an einem EU-weiten Reparierbarkeits-Index für alle elektronischen Geräte sowie an Gesetzen für die Reparatur von Computern arbeiten,” sagte Chloé Mikolajczak, EU-Aktivistin für das Recht auf Reparatur.

Dieser Artikel stammt im Original von iFixit-Gründer Kyle Wiens.