Ein guter Lötkolben eröffnet dir eine Welt voller Möglichkeiten – mit ihm kannst du das „Bindemittel“ der Elektronik schmelzen, reparieren und neu formen. Bei iFixit sind wir absolute Lötkolben-Fans! Wir haben jahrelang an der Entwicklung unseres neuen Smart Iron gefeilt und möchten nun unser Wissen über eines der wichtigsten – und oft unterschätzten – Bauteile eines Lötkolbens mit euch teilen: die Spitze. Wir haben die Lötspitze des Smart Iron so konzipiert, dass sie bei 100 Watt Leistung eine präzise Temperatur beibehält – etwas, das mit bestehenden Designs nicht möglich ist. Eine durchdachte Spitze macht den Unterschied zwischen einer perfekten Lötstelle und einem missglückten Versuch aus – tauchen wir ein in die Welt der Lötspitzen!

Heiße Sache: Unsere Tipps zu Lötspitzen
Lötspitzen haben im Laufe der Jahre eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Die ersten Lötkolben waren nicht mehr als schwere Metallblöcke, die man im Feuer oder im Ofen erhitzte. Dann begannen die Hersteller, elektrische Heizelemente einzubauen. Mit der zunehmenden Miniaturisierung der Elektronik wurden auch diese Designs immer kleiner – bis hin zu den Lötkolben, wie wir sie heute kennen. Aber diese Lötkolben hatten eine Achillesferse: Die Spitze eines Lötkolbens oxidiert mit der Zeit, und wenn sich diese Oxidschicht erst einmal gebildet hat, leidet die Wärmeübertragung und das Lot fließt nicht mehr gleichmäßig. Die frühen Lötkolben waren als Einheit gebaut, sodass der komplette Austausch des Lötkolbens der einzige Weg war, eine stark oxidierte Spitze zu ersetzen. Um dieses Problem zu lösen, führten die Hersteller austauschbare „Kegel“-Spitzen ein. Statt den ganzen Lötkolben wegzuwerfen, wenn die Spitze verkrustet war, konnte man einfach einen neuen Kegel einsetzen, um die optimale Wärmeübertragung wiederherzustellen und die Lebensdauer des Werkzeugs zu verlängern. Dieser modulare Ansatz ebnete den Weg für speziellere Spitzenformen und -materialien, was das Löten weiter verbesserte.

Als nächsten Schritt führten die Hersteller die Temperaturüberwachung ein, meist durch ein Thermoelement im Heizelement – das verbesserte zwar die Genauigkeit, lieferte aber immer noch nicht die Geschwindigkeit oder Präzision, die viele anspruchsvolle Arbeiten erfordern. In modernen Lötkolben sind Heizelement und Temperatursensor heute direkt in die Spitze selbst integriert. Diese enge Kopplung, gesteuert durch intelligente Software, ermöglicht bemerkenswert kurze Aufheizzeiten und punktgenaue Temperaturkontrolle – und läutet damit eine neue Ära des Präzisionslötens ein.
In diesem CT-Scan kannst du die Spitze unseres intelligenten Lötkolbens in Aktion sehen:
Von Anfang an wollten wir einen leistungsstarken, extrem reaktionsschnellen Lötkolben entwickeln, der mit den hochwertigsten netzbetriebenen Lötkolben auf dem Markt mithalten kann. Als wir mit der Arbeit am FixHub begannen, wollten wir außerdem Standardanschlüsse verwenden, statt auf die proprietären Systeme zu setzen, die man bei den meisten Werkzeugen findet. Wir sind überzeugte Verfechter von Wiederverwendbarkeit und Modularität. Statt einen proprietären Akku oder ein Kabel mit fester Lötstation zu verwenden, haben wir das System auf USB-C ausgelegt – einen Industriestandard, den wir alle bereits nutzen.
Anfangs dachten wir, es wäre sinnvoll, wenn unser neuer Lötkolben die gleichen Spitzen wie andere Lötkolben auf dem Markt verwendet. Die alten „dummen“ Spitzen kamen nicht in Frage, aber es gab neue Spitzen mit eingebauten Heizelementen von einigen Herstellern, die es zu prüfen galt. Die wohl bekannteste ist die T12-Spitze von Hakko. Wir prüften die Entwicklung eines Lötkolbens, der mit diesen existierenden Spitzen kompatibel ist, konnten aber keine finden, die all unsere Designanforderungen erfüllte. Warum haben wir uns entschieden, den Mehraufwand für die Entwicklung eigener Spitzen in Kauf zu nehmen? Es gab viele Faktoren, aber hier sind die drei wichtigsten:
- Wir wollten den ergonomischsten Lötkolben aller Zeiten entwickeln, und die vorhandenen Spitzen passten nicht zu der Größe und Form, die uns vorschwebte – sie waren alle zu groß. Unser Ziel war es, einen Lötkolben zu schaffen, der sich in der Hand so natürlich anfühlt, als ob man einen Stift halten würde. Das führte uns in Richtung eines Lötkolbens mit einer deutlich kürzeren Spitze als andere Optionen auf dem Markt.
- Keine der Spitzen auf dem Markt erfüllte die elektrischen Eigenschaften, die wir für einen leistungsstarken, USB Power Delivery-fähigen 100-Watt-Lötkolben benötigten.
- Es gibt keine technischen Standards für eine „intelligente“ Lötspitze mit integriertem Thermoelement und Heizelement. Es existiert kein technischer Standard für Lötspitzen, und die tatsächliche Leistung der Spitzen ist sehr unterschiedlich.
Fit, Finish und Balance
Bei der Entwicklung des Lötkolbens stand das Design im Mittelpunkt. Wir waren unzufrieden mit der Bauform bestehender Mini-Lötkolben wie dem Miniware TS100 – sie waren bereits nach wenigen Minuten unangenehm in der Handhabung.
Die stiftähnliche Form des Smart Iron ist das Ergebnis unzähliger Prototypen und sorgfältiger Verfeinerungen. Auf der Suche nach einem Lötkolben, der sich auch bei stundenlanger Arbeit natürlich in der Hand anfühlt, testeten wir verschiedene Materialien, Durchmesser und Griffoberflächen. Unser Ziel war es, die perfekte Balance zwischen Stabilität und Beweglichkeit zu finden: stabil genug für verschiedene Materialien, aber leicht genug, um auch bei Präzisionsarbeit das Handgelenk nicht zu ermüden.
Der schlanke, längliche Körper erinnert eher an ein Schreibgerät als an ein sperriges Werkzeug. Dieses Design erleichtert präzises Arbeiten erheblich – besonders bei feinen Lötarbeiten, die eine genaue Positionierung und eine ruhige Hand erfordern. Dank des ergonomischen Griffs kannst du auch längere Zeit am Stück löten, ohne dass dir die Hand wehtut.
Bei jeder Iteration feilten wir am Schwerpunkt und der Ergonomie des Lötkolbens. War der Griff zu dick, wurde die Handhabung ungeschickt; war er zu dünn, wurde er bei längerer Arbeit unangenehm. Durch viele Tests fanden wir schließlich den „goldenen Mittelweg“ bei Durchmesser und Gewichtsverteilung – so schließen sich deine Finger bequem um den Griff, ohne zu verkrampfen oder zu überdehnen.
Besonders viel Aufmerksamkeit widmeten wir der Oberflächenbeschaffenheit: Glatte Oberflächen können rutschig sein, zu griffige Gummibeschichtungen bleiben dagegen an Ärmeln oder der Arbeitsfläche hängen. Wir entschieden uns für eine dezente matte Oberfläche, die Halt bietet, ohne zu kleben. Dabei geht es nicht nur um die Optik: Die jetzige Form und Oberflächenstruktur verhindern, dass der Lötkolben vom Tisch rollt, und ermöglichen dir mühelose Präzisionsbewegungen. Als wir das finale Design erreicht hatten, wussten wir: Hier haben wir etwas geschaffen, das Komfort und Kontrolle auf eine Weise vereint, die das Löten wirklich verbessert.

Ein frühes Designmodell der FixHub Power Station und des intelligenten Lötkolbens.
Herzstück dieser stiftähnlichen Bauform ist eine einfache ⅛-Zoll-TRS-Heizelementspitze, die sich vorne bündig in den Lötkolben einfügt. Da Heizelement und Thermoelement in der Spitze integriert sind, bleibt alles in sich geschlossen – keine zusätzliche Technik, die den Griff verdickt. Diese Konstruktion beschleunigt nicht nur die Aufheizzeit und verbessert die Temperaturstabilität, sondern sorgt auch für einen ausgewogenen Schwerpunkt. Du wirst das Gefühl haben, einen hochwertigen Stift in der Hand zu halten und kein schweres Gerät.
Mehr Power, Scotty!
Um das volle Potenzial der USB Power Delivery-Spezifikation auszuschöpfen, brauchten wir einen Spitzenwiderstand, den es bei anderen Lötkolben auf dem Markt nicht gibt. Als wir uns daran machten, einen 100-Watt-Lötkolben zu entwickeln, der mit einer 20-Volt-USB-C-Quelle läuft, stellten wir schnell fest, dass die meisten existierenden Lötspitzen einen zu hohen Widerstand haben. Die Spitzen des Pinecil zum Beispiel haben 6 oder 8 Ohm. Wir wollten aber so viel Strom wie möglich durch das Heizelement fließen lassen, um die Leistung von USB Power Delivery voll auszunutzen. Mit einer 8-Ohm-Spitze wären wir jedoch bei unter 50 Watt geblieben – weit unter der Leistung, die wir anstreben. (Die Formel für alle, die unsere Berechnung überprüfen möchten, lautet P = U²/R.) Indem wir den Widerstand der Spitze auf 3 Ohm senken, können wir genug Strom ziehen, um unser 100-Watt-Ziel zu erreichen, selbst wenn etwas Spannung verloren geht. Weniger Widerstand bedeutet mehr Leistung bei gleicher Spannung. Da wir keine fertigen Spitzen fanden, die diese Anforderung erfüllten, entwickelten wir unsere eigene – eine 3-Ohm-Spitze, die die volle Leistung einer 100-Watt-USB-C-Stromversorgung nutzen kann.

Die Elektroingenieure unter euch denken sich jetzt wahrscheinlich „Ihr müsst doch nicht bei 20V bleiben! Ihr könnt die Leistung hochtransformieren.“ Ja, wir hätten die Spannung mit einem Buck-Boost-Wandler erhöhen können, aber das hätte dem Griff zusätzliches Volumen (die Buck-Boost-Schaltung, die wir in der Power Station verwenden, benötigt 2,54 x 1,9 cm – zu groß für den Griff) und Wärme hinzugefügt, was für uns nicht akzeptabel war. In der Entwicklung geht es immer um Kompromisse.
Was steckt im Stecker?
Nachdem wir uns entschieden hatten, aus elektrischen Gründen eine neue Spitze zu entwickeln, konnten wir auch den Anschluss neu überdenken. Wir haben überall nach kompakten, robusten Steckern gesucht, die 100 Watt vertragen können, und uns schließlich für einen der am weitesten verbreiteten Stecker der Welt entschieden: den bewährten 3,5-mm- bzw. ⅛-Zoll-Kopfhörerstecker. Er kann unsere Strombelastung verkraften, ist super robust und überall erhältlich. Er schafft den perfekten Ausgleich zwischen unseren speziellen elektrischen Anforderungen und einem Standardsteckertyp.
Das bedeutet zwar, dass unsere Spitzen nicht in andere Lötkolben passen, was natürlich nicht ideal ist. Aber unser Design ist nicht proprietär: Wir haben es nicht patentiert, und jeder, der möchte, kann diese Bauform nutzen.
Anders als bei den weit verbreiteten USB-C-Anschlüssen des FixHub gibt es für die Verbindung zwischen Lötkolbenspitze und Gehäuse keine Standardisierungsgremien. Jeder große Hersteller verwendet seine eigene Methode, um Wechselspitzen mit seinen Lötkolben zu verbinden – entweder durch komplett eigene Konstruktionen oder wie wir durch die Kombination von Standardsteckern mit einem Heizkern, in unserem Fall dem ⅛-Zoll-Stereostecker.
Noch etwas haben wir bedacht: Wenn sich eine bestimmte Lötkolben-Technologie am Markt durchsetzt, beginnen oft andere Hersteller damit, kompatible Spitzen für die Original-Lötkolben anzubieten. Manchmal entstehen dabei tolle Produkte, manchmal werden aber auch Abstriche bei Qualität und Leistung gemacht. So funktioniert nun mal der Zubehörmarkt. Da es keinen technischen Standard gibt, wäre es für uns sehr schwierig gewesen, mit diesen Spitzen eine gleichbleibende Erfahrung (oder Temperatur) zu garantieren. In unseren Tests schwankten Konstanz und Qualität dieser alternativen Spitzen erheblich.

Eine Welt voller Spitzen
Es gibt eine große Vielfalt an Lötspitzen, von Hakkos beliebten T12/T15 bis zu JBCs Keramikkern-Spitzen. Hakko, ein japanisches Unternehmen, dessen Qualitätsprodukte wir schon lange vertreiben, revolutionierte das Löten Anfang der 2000er Jahre mit den patentierten Kartuschenspitzen. 2015 ließ sich das in Guangzhou ansässige Unternehmen Miniware vom Erfolg der Hakko-Spitzen inspirieren und entwickelte einen kompatiblen Lötkolbengriff. Später brachte Miniware auch eigene Spitzenformen auf den Markt – allerdings weiterhin mit Hakko-Anschluss. Seitdem haben unzählige Hersteller das Design kopiert und den Markt mit einer Fülle von Optionen unterschiedlichster Qualität überschwemmt.
Dieser Trend beschränkt sich nicht auf Hakko: Die Aixun T3a -Lötstation verwendet JBC-Spitzen (wie auch einige andere), und man kann sehen, wie ursprüngliche Designs oft übernommen oder abgewandelt werden.
Miniware TS100 und Pinecil verwenden Hakko-kompatible Spitzen, die mit verschiedenen Widerständen erhältlich sind. In der Praxis bedeutet das, dass man erst herausfinden muss, welche Leistung jede Spitze erreichen kann – und die Temperaturgenauigkeit ist sehr unterschiedlich. Pinecil hat ein Wiki mit ausführlichen Details, das seinen Nutzern hilft, den Widerstand und die Versionsnummern jeder Spitze zu identifizieren. Wir wollten diese Komplexität vermeiden und sicherstellen, dass sich unsere Nutzer bei der Ausgangsleistung unseres Lötkolbens immer sicher sein können.
Der intelligente Lötkolben von iFixit ist so konstruiert, dass er über USB-C eine höhere Leistung liefert als jeder andere Lötkolben auf dem Markt. Um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, kontrollieren wir den Spitzenwiderstand sehr genau.
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum wir keine Standard-Spitzen verwenden konnten: die Einhaltung von Normen. Unser Lötkolben erfüllt die strengen UL- und IEC-Zertifizierungen und hat die anspruchsvollen Standards des Prüflabors TÜV Rheinland bestanden. Das wäre nicht ohne Weiteres möglich gewesen, wenn wir die Kompatibilität mit Hakko T12-Lötspitzen beibehalten hätten. Andere Lötkolben ohne Sicherheitszertifizierungen wie der Pinecil und TS-100 dürfen bei den meisten Händlern in den USA und Europa gar nicht verkauft werden.
Spitzenleistung – auch auf lange Sicht
Einer der größten Feinde von Lötspitzen ist Oxidation – eine chemische Reaktion des Metalls mit dem Sauerstoff in der Luft. Bei hohen Temperaturen beschleunigt sich dieser Prozess und es bildet sich eine Oxidschicht auf der Oberfläche der Spitze. Diese Oxidschicht leitet Wärme schlecht, wodurch das Lot schwerer fließt und die Effizienz deiner Arbeit sinkt. Mit der Zeit kann starke Oxidation die Spitze unbrauchbar machen, sodass du sie ersetzen musst.
Der automatische Ruhezustand-Sensor des intelligenten Lötkolben von iFixit wirkt diesem Problem entgegen, indem er die Spitzentemperatur nach 30 Sekunden Inaktivität auf einen „Leerlauf“-Wert senkt. Das reduziert die Reaktion zwischen Sauerstoff und Spitze deutlich und verlängert so die Lebensdauer. Wenn du wieder loslegen willst, heizt der Lötkolben fast sofort wieder auf Löttemperatur auf, sodass du direkt weitermachen kannst. Dank dieser automatischen Temperaturabsenkung musst du die Spitzen viel seltener ersetzen als bei anderen Lötkolben, die durchgehend heiß bleiben.
Wir starten mit sechs verschiedenen Spitzen: konisch-spitz, meißelform, messerförmig 2,5mm, messerförmig 1,4mm, fein und konisch-angeschrägt 4,5mm. Dabei wollen wir es nicht belassen, gebt uns Rückmeldung, welche weiteren Spitzen sinnvoll wären!

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